Slide Im Westen der Stadt befindet sich das Frankfurt LAB mit seiner 652 Quadratmeter großen Halle. Als Labor für die darstellenden Künste der Region ist die Spielstätte mit Videotechnik sowie einer Beleuchtungs- und Tonanlage ausgestattet. Eine mobile Sitztribüne, wahlweise schwarze oder weiße Wände bieten Theater- und Performanceformaten eine größere Wandelbarkeit als traditionelle Guckkastenbühnen. An diesem Ort wird am 2. Dezember 2022 der Festakt der »Akademie Musiktheater heute« stattfinden. Drei zwanzigminütige Stücke von 13 Stipendiatinnen und Stipendiaten stehen auf dem Programm.

Anfang Juni 2022 hieß es für die beiden Stipendiatinnen Lisa Käppler und Petra Schnakenberg: Bauprobe. »Die Bauprobe ist für uns immer einer der wichtigsten Termine«, meint Lisa Käppler, die derzeit als Assistentin für Bühnenbild am Residenztheater München engagiert ist. »Es ist immer aufregend, die eigenen Ideen im Raum zu markieren und zu prüfen, ob alles funktioniert. Und natürlich geht es auch darum, die Technikverantwortlichen vor Ort kennenzulernen.«

Vor einer Bauprobe haben Bühnenbildnerinnen und -bildner bereits einen großen Teil ihrer Arbeit geleistet: »Du bist häufig die erste Person, die der Inszenierung eine Richtung gibt. Du legst die Welt fest, in der ein Stück spielt«, so Lisa Käppler. Im Falle des Festakts musste dies gleich dreimal geschehen.

Alle drei Stücke entstanden aus der Auseinandersetzung mit dem Schlagwort »Mind the Gap«. »Die Goldene Platte« wird im Dezember den künstlerischen Teil des Festakts eröffnen. Komponist Sergey Kim, Regisseur Rafael Ossami Saidy und Dramaturgin Linda Kokkores beschäftigen sich damit, dass eine US-amerikanische Raumsonde im Jahr 1977 eine Schallplatte mit Bild- und Tonaufnahmen als Menschheitsgruß ins All schickte. Gefolgt von »vanishing point« des Komponisten Thierry Tidrow, Librettisten jari. und inszeniert von Ariane Kareev. Ein Stück über ein lebendiges Kunstwerk, das sich den Fragen nach der Autonomie von Kunst vor dem Hintergrund der Käuflichkeit von Kunst stellt. »Timesnacks« wiederum ist eine musikalisch-szenische Meditation über zirkuläre Zeit und Daseinszustände im Dazwischen, an der unter anderem Regisseur*in Thea Reifler und Komponistin Jadwiga Frej auf Grundlage von jari.s Textmaterial gearbeitet haben.

»Wir haben uns den Stücken etwas anders zugeordnet als der Jahrgang vor uns«, erklärt Petra Schnakenberg, freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin. »Lisa und ich fühlen uns beide eher im Bereich Bühnenbild als im Kostüm zu Hause. Also haben wir entschieden: Jede von uns entwickelt die Ausstattung eines Stücks alleine und ein drittes Stück bearbeiten wir gemeinsam.«

Über ihre Arbeit an »Die Goldene Platte« berichtet Lisa Käppler: »Es gab zu Beginn keinen Text, auf den ich hätte aufbauen können. Text, Musik, Bühne, Regiekonzept – alles entstand gleichzeitig. Jedoch war klar, dass wir uns mit den Voyager-Sonden und den Golden Discs beschäftigen.« Daraufhin recherchierte sie zur Science-Fiction der siebziger Jahre und stieß dabei auf bemerkenswerte Zusammenhänge: »Königin Padmé Amidalas Kostüm in der Star-Wars-Trilogie gleicht der Robe der letzten mongolischen Kaiserin Genepil. Prinzessin Leias Frisur geht auf die Flechtkünste der Hopi-Frauen im Nordosten Arizonas zurück. Legt man entsprechende Fotografien nebeneinander, fällt das sofort ins Auge. Ich finde es spannend, dass Science-Fiction-Filme unter anderem auf indigene Kulturen und traditionelle Kleidung zurückgreifen, um Aliens darzustellen.«

Petra Schnakenberg konnte für ihre Arbeit an »vanishing point« auf ein fertiges Libretto zurückgreifen: »Nach dem gemeinsamen Tanzen ums Thema, entstand ziemlich rasch der Text, und damit habe ich parallel zur Musikproduktion gearbeitet.« Das Stück erzählt von einer Statue, die zum Leben erwacht und dann verschwindet. Zufällig entdeckte Petra Schnakenberg während ihrer Recherchen die Wachsarbeiten des Künstlers Bart Hess im Centre Pompidou. »Das hat mich total inspiriert. Wir werden letztendlich keine Bühne im traditionellen Sinne haben, sondern nur Wachs und Wasser. Unsere Bühne ist mehr Objekt als eigentliche Bühne. Das passt, weil es im Stück um Kunst, um ihre Erschaffung und ihre Vermarktung geht.« Für die Kostüme ließ sie sich von barocken Elementen anregen, die an den Sonnenkönig erinnern. Aber auch farbliche Kontraste sowie Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit spielen eine Rolle.

»Die gemeinsame Arbeit an ›Timesnacks‹ haben wir uns vorab gar nicht aufgeteilt. Wir haben einfach gemacht und eines kam zum anderen«, berichtet Lisa Käppler. Es sei jari.s bildreiches und surreales Textmaterial gewesen, das ihnen besonders assoziatives Arbeiten ermöglicht hätte. Letztendlich sei ein Teamgespräch über Fraktale ausschlaggebend gewesen: »Es war dann klar, dass wir mit dem Bild-im-Bild-Motiv spielen wollen, dass wir diese Marslandschaft vor dem Fenster eines Wohnzimmers, diese alten Frauen und die Schildkröten zeigen wollen. Einzelne Elemente kommen in immer wieder anderen Maßstäben vor. Das ist letztendlich eine Denkfigur, die sich durch das gesamte Stück zieht«, erklärt Petra Schnakenberg und Lisa Käppler ergänzt: »Dieses Stück ist viel atmosphärischer als die anderen und weniger inhaltlich ausgerichtet. Das ermöglicht uns viele Freiheiten. Mit Blick auf die Umsetzung ist ›Timesnacks‹ jedoch wahrscheinlich der größte Entwurf.«

Eine Herausforderung bei »Mind the Gap« wird es sein, die Bühnenbilder insbesondere der ersten beiden Stücke nebeneinander bestehen zu lassen. Zwischen den beiden wird kein Umbau möglich sein. Wie kann der Wassertank aus »vanishing point« in das Bühnenbild von »Die Goldene Platte« integriert werden? Wie schaffen es die beiden Sängerinnen und der Sänger sich rasch genug zwischen den Stücken umzuziehen und teilweise aufwändige Maskenänderungen durchzuführen? Erste Lösungsideen, die es auszuprobieren gilt, haben die beiden für die Bauprobe im Gepäck. Dass Petra einen Tag später als Lisa anreisen wird, tut der Sache keinen Abbruch: »Es ist klar: Wenn eine von uns zu einem Termin nicht kommen kann, springt die andere ein und klärt die Fragen für das jeweils andere Stück mit«, erklärt Lisa Käppler und Petra Schnakenberg stimmt zu: »Wir vertrauen uns einfach.«

von Sina Dotzert
»Mind the Gap« – Creating a Stage Festakt »Mind the Gap« Drei Stücke, zwei Ausstatterinnen, ein Abend – wie geht das? Lisa Käppler und Petra Schnakenberg bereiten dem Festakt 2022 der »Akademie Musiktheater heute« eine Bühne Skizzen zu »vanishing point« © Petra Schnakenberg Drei Jahre lang erarbeitete der Stipendienjahrgang 2019-2022 der »Akademie Musiktheater heute« (AMH) drei Musiktheaterstücke zum Motto »Mind the Gap«. Die AMH kooperiert für das Abschlussprojekt seit 2019 mit dem Ensemble Modern und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Lisa Käppler, Petra Schnackenberg © Foto: privat, Florian Caran ← Zurück zu Kontext
Kontext Partner Der Festakt 2022 der »Akademie Musiktheater heute« (AMH) findet in Kooperation mit dem Ensemble Modern und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt statt.

Die »Akademie Musiktheater heute« ist ein Förderprogramm der Deutsche Bank Stiftung für junge Talente aus dem Musiktheater.
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